Schüler
und Meister saßen schon seit dem frühen Nachmittag im Garten beim Schachspiel.
Nach langem Überlegen setzte der Schüler seinen Springer vor den König des
Meisters. Dieser reagierte sofort mit einem Gegenzug. Erfreut beobachtete der
Schüler diesen für ihn günstig scheinenden Zug und brachte seinen Turm in
Position. Ebenso schnell wie vorher setzte der Meister seine Königin und nahm
dem Schüler den Springer weg.
„Meister,
was bringt Euch dieser Zug?"
Der
Meister lehnte sich zurück, betrachtete kurz das Spielfeld und meinte dann:
„Wäre
ich mit meinem Turm geblieben, wo ich war, würden wir heute Abend noch hier
sitzen, ohne dass ein Ende abzusehen wäre. Mein Turm veränderte das ganze
Spiel. Der Zug war nicht zu erwarten. Dennoch hatte er große Wirkung auf dein
Verhalten. Für mich begann ein neues Spiel mit neuen Möglichkeiten und in zwei
Zügen werde ich dich Schachmatt gesetzt haben."
„Schachmatt?"
„Ja,
Schachmatt! Du hängst am alten Plan, ich handle schon im neuen."
„Ich
sehe keinen neuen Plan, Meister."
…
[weiterlesen in „Der gütige meister“ von Volker Tesar]